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Holz, Stroh, Lehm & Wasser – eine Anleitung zum nachhaltigen Bauen

Ö1 Radiokolleg im Rahmen des ORF-Schwerpunkts „Mutter Erde – Klima“ (4 x 13 min)

Die Baubranche ist weltweit einer der großen CO2-Sünder. Große Mengen des Rohstoff- und Energieverbrauchs werden am Bausektor verursacht – beim Bauen selbst, aber auch in der Herstellung von Baustoffen. Da ist zum einen Zement, der in großen Mengen verwendet wird und bei dessen Gewinnung riesige Mengen an CO2 entstehen. Zum anderen werden Dämmstoffe wie Styropor eingesetzt, die weder zu einem angenehmen, gesunden Raumklima beitragen, noch nachhaltig sind. Wird ein Haus abgerissen, bleiben große Mengen an Müll zurück, der nicht wiederverwertet werden kann.

Das Bauwesen hinkt in Fragen der Ressourceneffizienz dramatisch hinter den technischen Möglichkeiten her. Viele Probleme der Bauphysik könnten, so Verfechter von Bauen mit nachwachsenden Rohstoffen, bereits mit dem richtigen Material gelöst werden. Außerdem: ohne Transformation der Bauindustrie wird es keine Klimawende geben. Doch wie könnte „nachhaltiges Bauen“ gehen?

Die natürlichen Baustoffe Holz und Lehm, aber auch Stroh wurden jahrtausendelang im Hausbau eingesetzt, bis sie von „modernen“, scheinbar robusteren Materialien abgelöst wurden. Früher mit „Armut“ assoziiert, haftet ihnen heute der „Ökostempel“ an. Der Architekt Andi Breuss beschäftigt sich mit alten Prinzipien des Hausbaus mit Lehm und verwendet den Lehm vom eigenen Acker zur Adaptierung und Neugestaltung von Bestandsgebäuden, zum Beispiel in Mitterretzbach im Weinviertel.

Der Förster und Betriebswirt Erwin Thoma gründete seine Firma, um für seine mittlerweile erwachsenen Kinder „das gesündeste Haus“ zu bauen. Heute baut die Firma Thoma Vollholzhäuser nach dem Kreislaufkonzept.

Vor allem in Zeiten klimatischer Veränderungen sind gängige Bauweisen dringend zu überdenken, auch was den Umgang mit und den Einsatz von Wasser betrifft. Das Projekt der „Schwammstadt Berlin“ beispielsweise versucht, die Großstadt für Starkregenereignisse zu wappnen, der Versiegelung der städtischen Bodenflächen entgegenzuwirken und Konzepte zu entwickeln, wie große Wassermengen aufgenommen, gespeichert und in Hitzeperioden zur Kühlung wieder abgegeben werden können.

Ein Lehrgang der Technischen Universitäten Wien und Graz setzt sich mit der ganzheitlichen Betrachtung des Lebensweges von Bauwerken auseinander und legt die Grundlage für neue Planungsqualität, wie auch modifizierte Bauprodukte und Bausysteme.

Für Strohballenhäuser gibt es im Internet zahlreiche Anleitungen zum selberbauen. Doch geht das wirklich so einfach? Und wie sieht es mit Brandschutz aus? Wie eignen sich Holz, Stroh und Lehm als Träger, Dämm- und Verbundstoffe? Welche Aspekte sind beim Einsatz der jeweiligen Materialien zu beachten und welche Kombinationen sind in unserem Klima sinnvoll? Warum werden die nachhaltigen Lösungen, die selbst in der Umsetzung einfach zu bewerkstelligen wären, nicht längst flächendeckend eingesetzt? Warum wird bei den großen Problemen Lebensraumknappheit und Bodenversiegelung weitergemacht wie bisher?