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Halbe halbe – Chancengleichheit in Österreich

Ö1 Radiokolleg zum Weltfrauentag 2020 (4 x 13 min.)

Ein Radiokolleg anlässlich des Internationalen Frauentages, in dem Frauen und Männer in Österreich von ihren Erfahrungen und Herausforderungen am Arbeitsplatz, in Beziehung und mit etwaigen Rahmenbedingungen berichten – insbesondere seit sie Eltern sind, aber nicht zwingend. Auch wenn noch zu Schul- und sogar Studienzeiten der Eindruck besteht, dass Mädchen in ihrem Leben die gleichen Möglichkeiten wie die männlichen Mitschüler haben werden, gibt es irgendwann im Lauf der Jahre das böse Erwachen.  Spätestens mit dem ersten eigenen Kind. Die Realität am Arbeitsplatz und im Beziehungsalltag sieht anders aus. Wer Familie und Karriere unter einen Hut bringen möchte, dem oder der wird bald merken, dass Halbe / Halbe gar nicht so einfach zu realisieren ist.

Arbeitszeitmodelle sind selbst in Zeiten der Digitalisierung vielerorts nach dem Modell „Präsenzdienst“ gestaltet, da vielen Unternehmen Vertrauen und Flexibilität fehlen. Der Status Quo der Situation am Arbeitsmarkt ebenso wie das Rollenverständnis von Frauen und Männern bzw. Müttern und Vätern ist historisch gewachsen – und daher in den verschiedenen Ländern in Europa so unterschiedlich. Männer, die sich für Halbe / Halbe entscheiden, stoßen noch immer vielerorts auf Unverständnis. Mit der Geburt eines Kindes nicht in traditionelle Rollenbilder zurückzufallen, ist gar nicht so einfach. Auch nicht für Frauen und Männer, die sich eigentlich als fortschrittlich und emanzipiert betrachtet haben.

Die Aufteilung von unbezahlter Arbeit zu messen, gestaltet sich ohnehin als schwierig. Der Anteil der Männer, die Kinderbetreuungsgeld beziehen ist im Zeitraum von 2008 bis 2018 österreichweit mit 4 Prozent konstant geblieben. Auch gibt der Bezug von Kinderbetreuungsgeld nur wenig Auskunft über die Aufteilung der Karenz. Tatsächliche Karenzzeiten werden statistisch nicht erfasst. Dabei wäre gerade diese Information wichtig, um realistische Aussagen über die Auswirkungen von Elternschaft auf den Beruf von Männern und Frauen und auf die Aufgabenteilung in der Kindererziehung zu treffen. Trotzdem sieht Soziologin Sonja Dörfler vom Österreichischen Institut für Familienforschung langfristig Verbesserungen in Bezug auf Chancengleichheit in Österreich auf uns zukommen. Mit dem reinem Ausbau der Kinderbetreuungszeigen wird es nicht getan sein. Maßnahmen wie Job-Sharing oder Top-Sharing und generelle Arbeitszeitverkürzung im Zuge der stattfindenden Automatisierung vieler Arbeitsprozesse werden, so die Prognosen von Sozialwissenschaftler, unausweichlich werden, auch wenn konservative Stimmen in Österreich andere Forderungen stellen.